Exzentrische Schriftsteller mit ihrer mechanischen Schreibmaschine im kleinen Zimmer hockend, kraftvolles Tastendrücken, ja ich kenne die Dinger noch, das Farbband austauschend, über Jahrzehnte schreibend, per Hand Notizbücher ohne Ende füllend, es gibt sie. Mir fehlt die Zeit für diese Form der Exzentrik. Fangen wir an mit der Zeiteinteilung beim Schreiben. Die Leistungsgesellschaft diktiert uns Effizienz. Im tiefsten Inneren sind wir vermutlich eher Faultiere oder zumindest nach der Arbeit ermattet. Sie nicht? Nun, ich schon. Diesmal geht es darum, wie Schreibtools und Zeitmanagement, dabei helfen könnten einen historischen Roman zu schreiben. Ob Sie wirklich unterstützend wirken, das muss jeder mit sich selbst ausmachen. In dieser Beitragsserie, ein Beitrag wurde zu lang, geht es um digitale und analoge Helfer und das Zeitmanagement.
Pomodoro – Technik
Francesco Cirillo fand in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit der Hilfe der Küchenuhr, die die Form einer Tomate hatte, die Pomodoro-Technik. Dies ist eine einfache Methode, mit der Aufgaben abgearbeitet werden können. Tage, an denen es sich nicht schreiben lässt, werden so meist noch produktiv.
Vorgehen:
- Aufgabe notieren
- Wecker auf 25 Minuten einstellen
- Aufgabe bearbeiten bis der Wecker klingelt
- Pause einlegen (5 Minuten)
- nach vier Pomodori eine längere Pause einlegen (15–30 Minuten)
Das Intervall von 25+5 Minuten nennt sich übrigens Pomodori.
Forschungsliteratur kann Nerven rauben, liegt manchmal mehr am Schreibstil als am Inhalt. Sie möchten nichts mehr vom radikalen Konstruktivismus – es ist alles in Ihrem Kopf –, anthropomorphen Eichenbohlen, Refektorien, Spieltheorie – anständig bleiben oder überleben – und Konspirationen – hoffentlich verliert der andere zuerst – wissen? Ein gestellter Wecker, der nach 25-Minuten klingelt oder eine App, die die Aufgabe des Weckers übernimmt, kann hilfreich sein. So können Sie sich in Sprints Informationen aneignen.
Im Grunde sprechen wir hier darüber, weil eine Werkstudentin mich fragte, wie es möglich ist, neben der Arbeit, also in der Pause, zu schreiben. Sie hatte das Problem, dass sie sich nicht lange auf ihre Bachelorarbeit fokussieren konnte, da das Telefon immer interessant war.
In der Bahn, es muss Prüfungszeit gewesen sein, hörte ich ein Gespräch zweier Studenten, die Studentin erwähnte, sie hätte alles außer Instagram vom Telefon gelöscht, damit sie nicht abgelenkt sei vom Lernen. Erst nach der Prüfungszeit würden andere Apps, die Zugang zu Social Media böten, wieder auf das Telefon gespielt.
Falls Sie auch einer dieser Menschen sind, so wie die Werkstudentin, das Pärchen oder…
Wenn Sie bis hier mitlesen, kennen Sie das Problem.
Paretoprinzip
Laut Paretoprinzip lassen sich 80% der Ergebnisse mit 20% des Einsatzes erzielen.
In der Softwareentwicklung oder bei der Gestaltung kleiner Zusatzelemente für eine Webseite läuft es darauf hinaus, dass Sie 80% der zur Verfügung stehenden Zeit mit der Fehlersuche verbringen, um die restlichen 20% des Ergebnisses zu erreichen.
Warum wir darüber sprechen? Statt viel Zeit damit zu verbringen weniges perfekt zu gestalten, kann auch wenig Zeit damit verbracht werden, viel zu erledigen. Die Details werden später geklärt. Wenn Sie mit dem Schreiben eines Erstentwurfs beginnen, gilt es zunächst alles aufzuschreiben. Nicht sollte korrigiert werden, was gerade oder gestern zu Papier gebracht wurde. Mut zur Lücke!
In der Klausurphase der Studenten, es sind noch fünzehn Minuten bis zur Prüfung, findet sich dieses »Mut zur Lücke«-Prinzip, auf das ein nervöses Kichern folgt.
Das ist die Anwendung des Paretoprinzips in seiner Reinstform. In 20% des Semesters 80% des Stoffes in den Kopf prügeln, damit sich dann darum gesorgt werden kann, welche Notenverbesserung die restlichen 20% Unwissen bringen würden.
Schreiben ist eine mühselige Angelegenheit. Ihre sozialen Kontakte halten Sie wahlweise für einen Studenten*in einer geisteswissenschaftlichen oder MINT Fakultät, wandelndes Lexikon oder einen Podcast. Das auch nur, weil Sie aufgrund eines Stichwortes und einer gar nicht so ernst gemeinten Frage, plötzlich herunterbeten, was sie gelesen und gelernt haben, um es dann wieder zu vergessen. Sie können die Informationen, die Sie angesammelt haben, nur zum Teil aus dem Gedächtnis löschen, sind Sie doch ständig mit irgendeiner Geschichte beschäftigt, selbst wenn Sie sich zum gemeinsamen Grillen mit Whiskyabend verabredet haben.
Außerdem denken Sie die ganze Zeit, dass Sie nicht genug wissen.
Ja, das stimmt. Mut zur Lücke!
Zeiteinteilung beim Schreiben – digital und analog
Writeometer – native App
In das Writeometer ist ein Timer integriert, Pomodoro-Technik. Die Zeit läuft ab und nach 25-Minuten werden Sie aufgefordert Ihre geschriebene Wortanzahl anzugeben oder Sie schreiben weiter. Auch das können Sie in der App angeben. Sehr schnell werden Sie sehen, wie viel Sie durchschnittlich in einer halben Stunde schreiben, wann ein schlechter Tag ist, wann ein guter und auch, wenn es eigentlich nichts zu sagen gibt, wird sich das Papier füllen.
Die Statistik des Nanowrimo-Dashboards zeigt an, wie viel geschrieben wurde und wie viel noch geschrieben werden muss. Außerhalb davon nutze ich gern den Writeometer, um motiviert zu bleiben. Vorteilhaft ist, dass die App, wenn Sprints abgebrochen werden, zwei Mal fragt, ob Sie die 25 Minuten Schreibeinheit wirklich aufgeben und sich mit etwas Anderem beschäftigen wollen.
Damit Sie Ihre Zeiteinteilung beim Schreiben im Blick behalten, stellen Sie Uhrzeiten ein, zu denen Sie eine Erinnerung erhalten möchten. Für jede erfolgreiche Session erhalten Sie eine Anzahl ‚Guavas‘, mit diesen können Sie sich selbst belohnen und Sie gegen Aktivitäten eintauschen.
Push-Benachrichtigungen werden Ihnen trotzdem angezeigt, was Sie daran hindert diesen nachzugehen? Die App fragt zwei Mal, ob Sie Ihre Schreibsession abbrechen möchten. Spätestens bei der zweiten Frage lasse ich den Timer weiterlaufen, es sind nur 25 Minuten.
In ‚die Pest‘ von Albert Camus gab es eine Figur, die ein Buch schreiben wollte und über die ganze Geschichte hindurch, schließlich lag sie im Sterben, feilte diese Figur am ersten Satz, stellte ihn um, veränderte ihn, bald war der erste Satz fertig und die Figur tot.
Bleibt die Frage für Sie, möchten Sie ein Buch oder den perfekten ersten Satz?
Aus ungeklärten Gründen ist sie nicht mehr im Play Store. Habe Sie selbst auf einem Gerät über den Play Store installiert und später noch einmal mit einer heruntergeladenen Datei.
Wenn danach gegoogelt wird, kann die Anwendung aber bei diversen Anbietern als Datei heruntergeladen werden. Sollte es Probleme bei der Installation auf dem Android-Telefon geben, weil sie aus unbekannter Stelle stammt, müssen Sie vielleicht den Entwicklermodus Ihres Telefons freischalten und dann noch einmal auf die Datei im Downloadordner klicken.
Auch dazu finden sich Anleitungen im Netz, hier ist eine von Heise, die Sie beim Freischalten des Entwicklermodus unterstützt. Geben Sie acht darauf, aus welcher Quelle Ihr Writeometer stammt und viel Spaß.
Habitica – Gamification als native App & Web App
Gamification ist die Einbettung spieltypischer Elemente in einen spieluntypischen Kontext. Ziel ist die Steigerung der Lernmotivation. Habitica ist ein Open Source Projekt und wird als native App und als Web App angeboten.
Sie wissen nicht genau, was das ist? Eine native App wird für eine Plattform geschrieben, Android, Windows, usw. Diese Apps sind beispielsweise auf ihrem Telefon installiert. Web Apps, das ist Anwendungssoftware im Netz, sie kann über den Browser aufgerufen werden, wird aber oft zusätzlich auch als native App angeboten.
Nun bin ich mir nicht sicher, ob Sie eine Lernmotivation verfolgen, wenn Sie schreiben, aber vielleicht möchten Sie etwas organisieren.
In der App können Sie:
- Aufgaben festlegen
- ToDo’s eintragen
- wiederkehrende Aufgaben bestimmen
- eigene Belohnungen ergänzen
Durch das Erledigen von Aufgaben erhalten Sie Münzen, Belohnungen usw. und können dann Ihren Avatar mit Items ausstatten.
Ja, Sie könnten auch eine ToDo-Liste schreiben und einfach alles abhaken. Ich nutze es auch, um die Zeiteinteilung beim Schreiben im Blick zu behalten und hake ab, wenn etwas für die Recherche oder Überarbeitung erledigt wurde.
Es steht Ihnen frei mit anderen Spielern eine Gruppe zu eröffnen, wenn ein Monster auftaucht und gemeinsam diesem durch das Erledigen ihrer täglichen Aufgaben Schaden zuzufügen…
oder Sie erledigen das Biest allein.
Nachteile: Wie bei ToDo-Listen kann es sein, dass Sie der Versuchung unterliegen eine weitere Aufgabe einzutragen, nur um sie abhaken zu können. Damit betrügen Sie sich selbst.
Fühlen Sie sich unter Druck gesetzt, weil Sie eine bestimmte Anzahl an Tasks erledigen müssen? Dann ist es vielleicht besser eine kleinere Anzahl Aufgaben einzutragen und Schritt für Schritt das Kontingent anzuheben.
Hier der Link zur Web App von Habitica, die native App finden Sie im Play Store.
Forrest – native App mit grünem Charakter
Auf digitale Forstwirtschaft können Sie mit der App ‚Forest‘ setzen. Damit Sie vom Smartphone nicht abgelenkt werden, wird auch hier Ihr Bildschirm gesperrt. Sie stellen den Zeitraum ein, in dem sie gern ohne Ablenkung Arbeiten möchten und auf ihrem Display wächst ein virtueller Baum heran.
Jener stirbt virtuell ab, wenn Sie unproduktiv waren und die Anwendung abgebrochen haben. Sie bekommen ein schlechtes Gewissen? Super, genau so soll es funktionieren.
Wer möchte, kann ein Projekt unterstützen, bei dem echte Bäume gepflanzt werden. Die sterben hoffentlich nicht aufgrund der Dürre ab. Wie Sie es schaffen den Planeten zu retten und gleichzeitig in dieser Gesellschaft überleben, ohne dass Sie Ihre Überzeugungen verraten, dazu konsultieren Sie bitte einen Experten.
Push-Benachrichtigungen blockt die App nicht.
Wollen Sie völlig von Ablenkungen befreit arbeiten, schalten Sie Ihr Telefon aus, ziehen Sie die Küchenuhr in der Form einer Tomate auf und pflanzen Sie Ihren Baum draußen im Wald.
Bullet Journal – analog
Bullet Journals sind Mischungen aus Hausaufgabenheft, Tagebuch und Notizbuch. Um es vorwegzusagen, bin ich ein Gegner dieser kleinen Hefte. Wozu ein Index benötigt wird, für ein Heft, das eine einzige Person benutzt, ist mir ebenso unverständlich wie der Gedanke daran, dass es Freude bereiten könnte, sich stundenlang an einen Schreibtisch zu setzen und seinen eigenen süßen, niedlichen Kalender zu gestalten.
Menschen, die ihre Notizbücher und Hausaufgabenhefte bekleben, pflegen, mit Stiften verzieren und trotzdem produktiv ihre Tage gestalten, sind sicher auch in Ihrem sozialen Netz zu finden. Sie stecken Zeit und Liebe in ihre persönlichen Planungsitems. Darum denke ich, dass es vielleicht ganz gut ist, dass dieses analoge Planungstool hier erwähnt wird, scheint bei einigen zu funktionieren.
Natürlich habe ich bei Pinterest nach ‚Bullet Journal für Männer‘ gesucht, in der Hoffnung, dass aus der Kombination von ‚putzig-niedlich-pastellig‘ und ‚minimalistisch-geradlinig-forstwirtschaftsfarben‘ noch etwas Brauchbares für die Zeiteinteilung beim Schreiben herauskommt.
Ergebnis:
1. Magnetische Lesezeichen sind eine tolle Erfindung.
2. In Notiz und Tagebücher sollten auf der Innenseite des Einbands Briefumschläge oder andere Halterungen sein, die Zettel aufnehmen.
Mich würde dergleichen Zeit kosten, die an ein Bullet Journal zu verschwenden ich nicht bereit bin. Wenn Sie doch interessiert sind: Youtube, Instagram, Pinterest oder das Netz freuen sich auf eine Suchanfrage. Ich wünsche viel Freude damit und verbleibe in der Erwartung hübscher Bilder.
Wie gestalten Sie die Zeiteinteilung beim Schreiben? Nutzen Sie andere Zeitmanagementtools? Ist Ihnen das hier zu streng oder zu digital?
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