Auf meiner Suche nach einer interessanten Fragestellung bin ich über falsche Karten, Sagen, Erzählungen, wilde Wikinger/innen, Griechen, Franken und Slawen gestolpert. Es läuft bis zum 25.07.2018 die Blogparade DHMMEER des Deutschen Historischen Museums wieder begleitet durch Tanja Praske und KulturMuseumTalk. Die gleichnamige Ausstellung können wir uns vom 13. Juni 2018 bis zum 6. Januar 2019 ansehen. Es soll um die „kulturhistorische Betrachtung“ gehen. Für »Europa und das Meer« wollte ich einige Geschichten aus der Vergangenheit darüber zusammentragen wer sich verfahren hat.

Der gewitzte Wikinger

Die Zeitgenossen sind der Ansicht, dass der 8. Juni 793 ein wichtiges Datum ist. Nicht der erste Überfall der Wikinger, wohl aber einer der erwähnenswerten. Lindisfarne in England wird ausgeraubt. Gegründet von schottischen Mönchen, bietet sich das Kloster geradezu an. Mit der Plünderung treten wir in die Zeit der Wikinger ein und begegnen im Jahr 820 einem ihrer Anführer. Längst ist das weströmische Reich untergegangen.

Nur im Osten hält sich Byzanz, das oströmische Reich, mit seiner Hauptstadt Konstantinopel. Später werden die Menschen sie Istanbul nennen, bis dahin vergeht aber viel Zeit. Nördlich der Alpen besteht noch das Frankenreich. Es kommt vor, dass der Feudalstaat durch die Wikinger angegriffen wird. Karl der Große ist vor sechs Jahren gestorben. Zehn Jahre ist es her, dass er seine Abfangflotte bauen ließ und Flussmündungen durch Küstenwache und Flottenstützpunkte sichern ließ. Lang wird sich das Frankenreich so wohl nicht mehr halten können. Wir sind aber nicht in Konstantinopel unterwegs oder im Frankenreich mit seinen gegen Eindringlinge und Wikingerschiffe gesicherten Flussmündungen, sondern in Italien.

Hasting, ehrgeiziges Kerlchen, schlägt seinen Männern vor, die Stadt Rom zu unterwerfen, denn wem Rom gehört, dem gehört die Welt. Seine Häuptlinge sind begeistert, erwarten sie doch noch größere Reichtümer von der Hauptstadt des zerfallenen weströmischen Reiches. So segeln sie bis zur italienischen Küste. Doch die Menschen kennen auch hier die Form der Wikingerschiffe.

Sie verschließen die Tore ihrer Stadt. Hasting muss erkennen, dass er so einfach nicht hinter die Mauern gelangt. Durch eine List kann er sich Zutritt verschaffen, die Stadtoberen, inklusive Bischof und Burgherr, werden aus dem Weg geräumt sowie die Bevölkerung dezimiert und versklavt. Doch plötzlich stellt sich heraus, dass Hasting mit seinen Männern nicht Rom erobert hat, sondern Lunx. Er lässt die ganze Region ausrauben. Die Menschen sollen nicht vergessen, wer bei ihnen zu Besuch war.

Verfahren ist verfahren, egal wie gewitzt du bist.

Wie aus Grönland zwei Inseln wurden

Im Jahr 982 macht sich Erik Thorvaldsson auf den Weg nach Nordwesten. Eigentlich wird er wegen Mordes verbannt. Dieser nichtige Umstand schadet aber seinem Glück nicht. Er findet eine große Insel. Mit seinen Männern hockt er hier drei Jahre zusammen. Ob sie nach seinem Geschmack ist, weiß ich nicht. Er erzählt, aus seiner Verbannung nach Island wiederkehrend, seinen Landsleuten, dass er in einem »grünen Land« gewesen sei. Dieses grüne Land klingt gar nicht so schlecht, denken die sich vermutlich. Wie er mit seinen Leuten nur knapp dem Hungertod entging, lässt er wohl eher aus. Mit fünfundzwanzig Schiffen geht es wieder nach Grönland, allerdings kommen elf davon nicht an ihrem Ziel an und so grün wie beschrieben ist die Insel auch nicht. Da man nicht zurückkann, werden zwei Siedlungen gegründet.

Das soll im Jahr 982 geschehen sein. Noch 1427 ist Grönland eine Halbinsel, die mit Nordeuropa verbunden ist. Fast siebzig Jahre später ist sie eine arktische Halbinsel, die nördlich von Norwegen liegt und bald wird sie als Inselgruppe dargestellt. So gesellte sich auf den Karten zum »Gronland« das »Grocland«.

Allerdings können Forscher »Grocland« auf ihren Expeditionen einfach nicht finden. Ab 1610 verschwindet »Grocland« von den Karten, Grönland bleibt.

Eine Erzählung, mehrere Orte und wie sie sich das Meer holte – Vineta

Ibrahim Ibn Yaqub, der manchmal Ibrahim Ibn Jakub heißt, ist ein Gesandter des Kalifen Córdobas. Er bereist im 10. Jahrhundert Europa. Dabei gelangt er auch zu den Slawenburgen und bis an die Ostsee. Er schreibt, dass man die große Stadt am Meer durch zwölf Tore betreten kann. Vineta trägt bei ihm den Namen Weltaba.

Griechen, Sachsen, Barbaren und Slawen sollen in Vineta gemeinsam gelebt und gehandelt haben. Auch Harald Blauzahn, König von Dänemark und Norwegen, hat hier angeblich Zuflucht gefunden, nachdem er die Seeschlacht von Helgenes verlor.

Vermutlich wurde hier mit Mühlsteinen aus rheinischer Basaltlava, Eisen aus Schweden und arabischer Seide gehandelt. Nordische Länder um die Ostsee und die Slawengebiete bildeten ein Währungsgebiet, das auf der Gewichtsgeldwirtschaft beruhte. Es zählte nicht der aufgedruckte Wert der Münzen, sondern der Materialwert.

Laut der Legende kannst du die Bewohner auf dem Grund bei ruhiger See sogar dabei beobachten, wie sie ihrem Tagwerk nachgehen und die Glocken der Stadt hören.

Ähnliche Erzählungen ranken sich um Rungholt oder die Duburg. Die Legenden berichten von einem schrecklichen Ereignis, einer Flut der Mann und Maus zum Opfer fielen, wenn du neugierig bist, begib dich auf die Suche.

Insel bewacht durch einen Engel – Sankt-Brendan-Insel

Brendan erfährt von seinem Ordensbruder Barrind, dass es ein Inselparadies gibt, das von einem Engel bewacht wird. So schickt sich der Mönch an, vierzehn Ordensbrüder zu sammeln, die ihn auf seiner Reise begleiten sollen. Sie bauen ein mit Ochsenleder bespanntes Curragh. Das ist ein traditionelles, irisches Boot, versehen es mit Segel und Rudern und machen sich zusammen mit Proviant, der vierzehn Tage genügen soll, auf den Weg. Brendan gerät mit seinen Männern in eine Flaute, so heißt es für die Gruppe „Rudern!“. Bei neuem Wind wissen sie längst nicht mehr wohin sie segeln oder ob sie sich verfahren. Endlich gelangen sie an eine Steilküste. Allerdings können sie die Insel aufgrund der Klippen erst nach drei Tagen betreten. In einer Halle steht ein gedeckter Tisch. Trotz der Köstlichkeiten segeln die Männer weiter, schließlich haben sie ihr Inselparadies noch nicht erreicht. Auf einer anderen Insel bringt ihnen ein Junge Brot und Wasser, auf der nächsten sehen sie Schafe so groß wie Ochsen. Reichlich mit Lammbraten eingedeckt, machen sie sich wieder auf den Weg und feiern Ostern auf der Insel Jasconius.

Plötzlich taucht die Insel ab. Nur knapp schaffen es die Mönche in das Boot zurück und müssen erkennen, dass sie auf dem Rücken eines riesigen Wals standen. Irgendwann gefriert die Wasseroberfläche, sie treiben auf dem Eis bis sich die See wieder befahren lässt und besuchen abermals die Insel der Schafe, den Wal und das Paradies der Vögel. Um der Paradiesinsel würdig zu sein, müssen sie den Zyklus alle sieben Jahre wiederholen, sagt einer der Paradiesvögel. So werden sie auf ihrer Suche von Seeungeheuern und Greifvögeln angegriffen und gelangen zur »Insel der Schmiede«, die einen Lärm macht, dass den Männern ganz bange wird, noch dazu steigen Rauchsäulen aus dem Wasser. Endlich erreichen sie die Paradiesinsel, sammeln Obst und Edelsteine ein und fahren nach Hause.

Erst 1492 wird Amerika offiziell entdeckt. Wie viele Menschen sich verfahren haben, auf der Suche nach dem Glück, das wissen nur die Fluten. Wir kennen die Geschichten jener, deren Reise vorteilhaft verlief.


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48. kultourbunt: „Pilgern auf Eiderstedt: Vom #Kultblick zu #DHMMeer

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75. Karl reist: „Europas Küsten & Meere – wilde Vielfalt und sanfte Magie

76. Kultur Geschichten Digital: „Die Poesie des Meeres

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78. Archäologisches Museum Hamburg: „Moor statt Meer: Die steinzeitliche Nutzung der Binnengewässer #DHMMeer

79. Mal Zwetschgenmann – Mal Wassermann: „Blogparade: ‚Europa und das Meer‘ – Lasst uns leben!

80. Op jück: „Lichterfahrt durch den Hafen im Hamburg

81. WeberWorldCafé: „Die Weltmeere: Von Meerjungfrauen, leeren Räumen und Wasserbrücken

82. Ralf Grabuschnig: „Wie die Ostindien-Kompanie das Meer, den Handel und ganz England eroberte

83. Bambooblog: „Die Dingle Halbinsel – Meer umschlungen

84. Europäisches Hansemuseum Lübeck: „Auf Kogge und Co. über die Meere Europas

85. TBerg: „Das Meer und ich – Beitrag zur Blogparade „Europa und das Meer“

86. Stephan M. Unter: „Blogparade – Europa und das Meer | #DHMMeer